Elektrischer Klopfer - Innovativ in 700 m Tiefe
28.11.2024Im Schüttgut-Handling werden Klopfer zur Unterstützung des Materialflusses, zum Lösen von Anbackungen, zum Zerstören von Brückenbildungen und bei Produkt-Stauungen eingesetzt. Dieser Anwenderbericht
zeigt auf, wie eine effiziente Behebung von Fließproblemen an Förderbändern beim Abtransport von Salzen im Untertage-Bergbau gelang.
Zum Abklopfen von schwer lösbaren Anhaftungen an Förderrohren und -schurren wird ein Schlag als Impuls benötigt. Der in vielen Unternehmen immer noch durch den bewährten, händischen Hammerschlag erfolgt. Dies ist nicht nur ungenau, sondern kann auch zu Zerstörungen an den Anlagen und Förderbändern führen.
Vor dieser Herausforderung standen auch Techniker und Instandhalter bei K+S. In ungünstigen Konstellationen des Schüttgutes wie der Neigung zu Verklebungen oder Verhakungen bei gleichzeitiger problematischer Oberflächenbeschaffenheit des Fördermediums ist dies eine altbekannten Herausforderung.
Die pneumatischen Klopfer der Serie PKL von Netter Vibration ermöglichen bei K+S bereits seit langer Zeit eine zuverlässige und effektive, aber gleichzeitig auch materialschonende Abreinigung, ohne dass deformierte, verengte Anlagen die Förderung von Salzen zusätzlich beeinträchtigen. Stark anhaftende, hygroskopische Salze lösen sich durch den Schlag des PKL auf seine Prallfläche schnell und zuverlässig.
ELEKTRIK STATT DRUCKLUFT VORTEILHAFT
Nun gibt es für den pneumatischen Klopfer PKL eine neue Variante, den ePKL. Dieser löst durch einen elektrischen Impuls einen Schlag aus und ist damit praktischerweise überall einsatzfähig. Im Extremfall sogar in entlegenen Betriebsbereichen ohne Spannungsversorgung, dann per Akku. Eine kompakte Steuerungseinheit löst einmalige oder nach Bedarf regelmäßig getaktete Schläge aus. In der Schachtanlage Hera von K+S sorgen Förderbänder für den Abtransport der gewonnenen Salze. Bedingt durch deren hygroskopische Eigenschaften kommt es an vielen Stellen zu Verklumpungen und Anbackungen. Diese führten immer wieder zu vielfältigen Störungen der Fördertechnik, zu Einschränkungen beim Material uss und folglich zu einer Leistungsreduzierung der gesamten Förderanlage.
K+S startete deshalb mit Netter Vibration an besonders kritischen Stellen, den sogenannten „Staubschurren“, ein gemeinsames Projekt zur Problemlösung. Als Schurre wird im Maschinenbau eine Bestückungsrinne oder ähnliche Fördereinrichtung bezeichnet. Es handelt sich im vorliegenden Fall um eine besondere Art von Trichter zum gerichteten Transport von Salzen.
MECHANISCH STARK BEANSPRUCHT
Zum Abklopfen von Salzanhaftungen und zur Unterstützung des Materialflusses wurden seit langem pneumatische Rollenvibratoren vom Typ NCR22 eingesetzt. Die sehr große mechanische Beanspruchung führte leider zu erhöhtem Verschleiß und kostspieligem Wartungsaufwand. Der Einsatz 700m unter Tage bei dem entsprechend langen Wegstrecken sorgte für entsprechende Instandhaltungskosten, zum Teil war an solch weit entfernten, betroffenen Anlagenteilen keine Versorgung mit Druckluft vorhanden.
Nach sorgfältiger Analyse und detaillierter Planung entschied sich K+S für den Einsatz des elektrischen Klopfers zunächst im Rahmen eines Dauertests im Vergleich zum pneumatischen PKL-Modell. Ziel war dabei vorrangig, den Aufbau und die Instandhaltung einer Druckluft-Versorgung einzusparen, zumal an den Schurren ohnehin bereits elektrische Anschlüsse vorhanden waren.
Der ePKL inklusive seiner Steuerung beweist sich durch die robuste Bauweise als bestens für den anspruchsvollen Einsatz unter Tage gewappnet. Er ließ sich einfach installieren und zuverlässig rein elektrisch betreiben. Der gerichtete Impuls durch den Schlag des Kolbens schont die Mechanik der Schurre. Von Vorteil ist der geringe Wartungsaufwand des Geräts, das im konkreten Fall an Übergabestationen (einer Kreuzung von Förderbändern) angebracht ist, an der nicht täglich Mitarbeiter zur Kontrolle oder Wartung vor Ort sein können.
Laut K+S funktioniert der ePKL seit Installation zur Zufriedenheit beim Abklopfen von Rohsalz und unterliegt lediglich in größeren periodischen Abständen der allgemeinen Überwachung und Sichtkontrolle der Übergabestation durch Mitarbeiter der Instandhaltung. So ergänzt der ePKL seine pneumatischen Varianten perfekt.
Dieser Artikel erschien in VERFAHRENSTECHNIK 2024/12 und unter www.verfahrenstechnik.de.